Meine Kindheit hat mich heute eingeholt

Meine Kindheit hat mich heute eingeholt. Ich habe als 10-14jähriger in den frühen 1970er Jahren Schule und Internat der Benediktiner in Kremsmünster besucht. Heute sind (vorerst) drei Patres von ihren Tätigkeiten zurückgetreten. Ich habe alle 3 erlebt. Zum Glück nicht so intensiv wie andere.

Kommentare zu: Missbrauchs-Vorwurf gegen Patres in Kremsmünster (nachrichten.at, 11.3.2010)

Die Postings früherer Internatsschüler von Kremsmünster in den OÖN online zeigen mir heute, dass all das, was wir vermuteten, was uns (auch damals schon*) komisch vorkam, gegeben hat. Ich bezweifle keine einzige der Aussagen: sadistische Gewalt, sexuelle Übergriffe, pädagogische Inkompetenz und die Arroganz der religiösen Autorität.

Mir sind heute die Tränen gekommen, wie ich die Postings über die Brutalität des Pater Alfons gelesen habe. Wir waren alle Zeugen solcher Demütigungen. Auch die anderen genannten Patres habe ich so erlebt, wie sie die Postings beschreiben. Pater F. hat mit dem Schlüsselbund zugeschlagen, Pater B. erinnere ich mit Fahne und Hand in der Hose, der „lässige“ Jesus-liebt-dich-Pater N. war an Jähzorn kaum zu übertreffen, Pater L. saugrob und zynisch.

Meine damalige Angst vor diesen „Erziehern“ ist wieder hochgekommen und ich bin dankbar dafür, dass ich aufsässig genug war um aus dem Internat hinausgeworfen zu werden, aufsässig genug, dass sich niemand an mir vergriffen hat.

Mit 14, lange Haare trotz Verbots.

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* Als Entschuldigung wird von betroffenen Tätern gerne beschwichtigt, dass man das damals anders gesehen hätte. Das stimmt sicher nicht auf der Opfer-Seite: Wir haben auch als Kinder gemerkt, dass da was nicht stimmt, dass brutale Gewalt und körperliche Zudringlichkeit nicht in Ordnung sind. Wir hatten aber keine Möglichkeit zur Aussprache: Im Internat sowieso nicht, die Eltern waren weit weg und wir konnten damals Sexualität und Missbrauch noch nicht richtig thematisieren.

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