Strafen für Schüler/innen

In den letzten Tagen geisterte wieder einmal die Klage über Probleme mit Schüler/innen und der Machtlosigkeit der Lehrkräfte durch die Medien. Offenbar haben Lehrerverteter die Möglichkeit zum Strafen gefordert.

Da ich ein praktisch orientierter Lehrer bin, frage ich mich ab jetzt in meinem täglichen Unterricht, in welchen Situationen ich dieses Strafbedürfnis hätte. Und wie ich gerne strafen würde. Für die, die mich nicht kennen: Ich unterrichte (vorwiegend) Webdesign, Projektmanagement und Mathematik an einer Handelsakademie.

Bei der Arbeit am Computer in all diesen Fächern beobachte ich eine oft umständliche und ineffiziente Arbeitsweise. Beispielsweise könnte man Strg+S auf der Tastatur drücken anstelle mit der rechten Hand nach der Maus zu greifen um eine Datei zu speichern. Beispielsweise könnte man im Windows-Explorer mit ALT+D+N+ENTER einen neuen Ordner anlegen ohne mit der Maus durch drei Untermenüs zu irren. Oder mit ALT+TAB zwischen Programmen wechseln. Wenn ich darauf hinweise und keine Resonanz in der Praxis erhalte, möchte ich gerne mit einem Rohrstaberl jenen auf die Finger klopfen, die nicht gehorchen. Ich hatte sogar schon einmal ein Rohrstaberl im Unterricht mit. Bitte zeigt mich jetzt nicht an, das ist bereits verjährt und war nur ein Spaß (kann man im Nachhinein immer sagen). Dann sehe ich einigen meiner Kolleg/innen bei der Arbeit am PC zu und muss gütig lächeln.

Heute liegen fünf Unterrichtseinheiten Webdesign hinter mir. Manche Schüler/innen brauchen etwas länger, um einen Sachverhalt beim Programmieren mit PHP zu verstehen: Wie soll ich da strafen? Wohin soll ich schlagen? Ginge es dann besser? Manche Schüler/innen haben jene Sachverhalte zumindest teilweise vergessen, die wir vor einem Jahr gelernt haben. Oder der eigene Computer ist nicht entsprechend vorbereitet (XAMPP). Wie strafe ich hier am besten? Computer beim Fenster hinauswerfen? In einer Klasse müssen ein paar Schüler/innen (jawohl, beiderlei Geschlechts) immer alles halblaut mitkommentieren, was sie gerade machen. Wie soll ich da strafen, wenn die Gefahr besteht, dass sie meine Strafe gar nicht hören?

Und glaubt jetzt nicht, dass das keine persönlichen Auswirkungen auf mich hat: Wenn einzelne Schüler/innen nicht schnell oder konzentriert genug sind, dann muss ich immer aufstehen und in persönlicher Assistenz Fehlersuche betreiben. Zum Glück finde ich Programmierfehler fast immer sofort. Da habe ich wenigstens im Unterricht gleich meinen Bewegungsbedarf gedeckt, hat heute eine Schülerin liebevoll gemeint. Recht hat sie. Als Strafe könnte ich das zum dritten Mal Erklären weglassen. Das habe ich vor Jahren einmal gemacht, weil eine Schülerin immer wieder gezielt den Unterricht schwänzte und dann persönliche Erklärungen gefordert hat. Ihre erboste Mutter wollte mir am Elternsprechtag die Hand zur Begrüßung nicht mehr reichen. Blöde Gans (die Mutter). Hätte ich nicht sie (die Mutter) strafen sollen?

Zugegeben, disziplinäre Probleme habe ich mit meinen 16-20-jährigen Schüler/innen nicht. Vielleicht liegt das daran, dass nur (maximal) 29 (!) 18-jährige in einer Klasse sitzen.

Was soll ich tun? Bin ich Lerncoach oder Polizist? Vielleicht sollte ich bei meiner Standesvertretung, der geschätzten Lehrergewerkschaft, nachfragen.

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Foto (Der Standard): "Die Züchtigung des jungen Schülers"

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4 Antworten

  1. Martin sagt:

    Pointierter Beitrag! Gutes Foto! Aber wo ist das Rohrstaberl?

  2. johann moser sagt:

    Das Rohrstaberl steht noch am Teich und muss erst abgeschnitten werden. Ich muss noch die geeignete Länge austüfteln, soll nicht zu schwer zum Tragen sein, weil Lehrer ja eher faule Hunde sind, oder?

  3. Herbert sagt:

    Zum Thema Tastenkombinationen in Windows eine Anregung: Maus deaktivieren und arbeiten lassen.

  4. Michael sagt:

    Ich bin dafür, dass lehrer auf diese weise wieder strafen dürfen.

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