Ein Gotteslästerer?
Dass meine Anmerkungen das Kreuz mit dem Kreuz offenbar topaktuell sind, belegt der aktuelle Bericht in der Zeitschrift DIE ZEIT vom 20. Mai 2009, Ein Gotteslästerer? Von Thomas Assheuer.
Unbegreiflich: Dem muslimischen Schriftsteller Navid Kermani wurde der Hessische Kulturpreis aberkannt. Kardinal Lehmann und der Protestant Steinacker halten ihn für einen Feind des Kreuzes.
In seinem Buch Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran, C.H. Beck Verlag, meditiert Kermani über eine Kreuzigungsszene des Barockmalers Guido Reni und artikuliert unter anderem das Unbehagen am Kreuz, das auch der Apostel Paulus bereits als Ärgernis für die Juden und eine Torheit für die Heiden beschrieben hat.
Die beiden ökumenischen Kirchenleute Lehmann und Steinacker scheinen Kermanis Buch allerdings gar nicht gelesen zu haben. Sonst hätten sie bemerkt, dass er als Muslim ihnen sogar bei der Reflexion der Kreuzestheologie einiges voraus hat:
Kermani entdeckt noch etwas anderes in dem Blick des Gekreuzigten, nämlich einen untröstlichen Zweifel an der göttlichen Gerechtigkeit. Für ihn zeigt Renis Bild etwas ganz Ungeheures, es zeigt eine metaphysische Revolte – das Aufbegehren des Sohnes gegen den Vater. Jesus, der Gottverlassene, leidet am Schöpfer. … Einen klügeren, einfühlsameren und verständigeren Interpreten als diesen muslimischen Intellektuellen hätten sich die Kirchen nicht wünschen können.
(aus: Ein Gotteslästerer? Die Zeit)
Es ist und bleibt ein Kreuz mit dem Kreuz. Höchste Zeit, dass sich auch christliche Würdenträger wieder ein wenig mit den Wurzeln des eigenen Glaubens beschäftigen. Wenn irgend möglich theologisch fundiert und ohne die üblichen kulturkonservativen Reflexe.
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Der Schriftsteller Navid Kermani
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