Was feiern wir zu Weihnachten?
Die Beziehung des Göttlichen zum Irdischen/Menschlichen wurde und wird unterschiedlich gedacht bzw. erlebt. Im Griechentum existiert (verkürzt dargestellt) der Götterhimmel voller Götter mit zutiefst menschlichen Eigenschaften, die mit den Menschen an sich nichts am Hut haben, eifersüchtig ihre eigene Unsterblichkeit hüten und Menschen eher als Objekt der Begierde sehen. Mit dieser Vorstellung vom Göttlichen nimmt man als Mensch die Sphäre des Göttlichen nicht so ernst, entschuldigt eigene Schwächen und hadert mit der eigenen Sterblichkeit.
Oder elitäre bzw. autoritäre Vorstellungen einer Erlösung von oben herab: ein (allmächtiger und allgütiger) Herrscher soll die Welt retten. Dieses Denkkonzept lagert die Verantwortung für die Welt auf Autoritäten aus. Die Geschichte mit einem guten Diktator funktioniert aber nicht. Ähnlich unattraktiv ist für mich die Konstruktion der Unnahbarkeit des Göttlichen.
Die Vorstellung der Inkarnation (Menschwerdung, Fleischwerdung) des Göttlichen in der menschlichen Person Jesu denkt anders: nicht als Herrscher, sondern in armen Bedingungen zur Welt gekommen heißt, auch das Geringfügige, Arme, Unspektakuläre der menschlichen Existenz wertzuschätzen. Die göttliche Beziehung zum Menschen ist im Juden-Christentum keine Herrschaftsbeziehung. Das weitere Leben des Jesus bestätigt diesen Ansatz. Gesellschaftlich elitäre Vorstellungen lassen sich mit diesem Konstrukt nicht legitimieren.
Auch wenn manches historisch nicht gesichert ist, entspricht der Geist der Weihnachtserzählung der herrschaftskritischen religiösen Haltung der jüdischen Propheten und versinnbildlicht eine bestimmte Einstellung gegenüber der menschlichen Existenz und der Beziehung zum Göttlichen. Besser könnte man diese Geschichte nicht erfinden. Das Religiöse läßt sich im ursprünglichen judenchristlichen Sinn nicht für Herrschaft missbrauchen.
So gesehen ist Weihnachten zurecht eines der großen Feste des Christentums. Das real existierende Christentum konnte diesen Anspruch allerdings nicht deutlich genug verwirklichen.
(Fehlendes) Foto: Weihnachten 2009 bei den Mosers. Patrick und Deborah aus Uganda mit Tochter Jemima, unsere Freundin Hatice aus Freistadt, Hermine, Hans, Sebastian und Nikolai.
Eine Antwort
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