Theorien der Fotografie
Zur Zeit beschäftige ich mich wieder einmal ausführlich mit der Frage nach Fotografie als Kunst und zwar anhand der Lektüre von Peter Geimer, Theorie der Fotografie zur Einführung, Junius Verlag 2009. Das kleinformatige Buch (227 Seiten) gibt einen guten Überblick über die historische Debatte, ob Fotografie Kunst sein kann oder nicht. Bei einigen Beiträgen kann man sich nur wundern, ob manche Kunstphilosophen nur einen eingeschränkten Zugang zu fotografischen Werken hatten. Zugegeben, im Nachhinein sind die Sackgassen der Argumentation leichter zu sehen. Ich versuche, die wichtigsten Positionen zusammenzufassen und zu zitieren.
Das erste Jahrhundert bis in die 1970er bestimmte die Vorstellung die Debatte, dass Fotografie nicht von Hand ausgeführt wird (William Henry Fox Talbot, 1800-1877, einer der Begründer der Fotografie). Das Wesen der Fotografie wird für viele Theoretiker im Herstellungsprozess und nicht in formalen oder ästhetischen Aspekten gesehen. Das setzt die Fotografie in Gegensatz zur Bildenden Kunst. Damit wird der Fotografie lange vor allem ein Abbild-Charakter und realistischer Wahrheitsgehalt zugesprochen: „Jede Fotografie ist das Ergebnis eines physikalischen Abdrucks, der durch Lichtreflexion auf eine lichtempfindliche Oberfläche übertragen wird.“ (Rosalind Krauss)
Die Negation der Möglichkeit, dass Fotografie Kunst sei, hängt vor allem damit zusammen, dass künstlerisches Schaffen in der damaligen Vorstellung offenbar sehr eng mit manuellem Können verbunden war.
In den 1970ern wird das realistische Potenzial der Fotografie in Frage gestellt. Es tritt ins Bewusstsein, dass fotografische Bilder nicht per se realistisch, sondern Ergebnis sozialer und kultureller Praktiken und Interessen sind. Indem die Aufmerksamkeit auf soziale Prozesse gelenkt wird, wird der Glaube an den Wahrheitsgehalt und Abbild-Charakter der Fotografie ausgehebelt.
Für die Reflexion meiner eigenen Art, Fotografie einzusetzen, ist der Aspekt der Inszenierung von Jeff Wall in den 1990ern interessant. Auf der Basis der Abbildung von Realität betonte Jeff Wall den Aspekt der Inszenierung von Realität nach den Kompositionsprinzipien der Malerei. Das Entscheidende am fotografischen Bild ist nicht der Abbild-Charakter, sondern der Bild-Charakter, das heißt, dass es als Bild erscheint.
Dabei kann Inszenierung einfach nur „in Szene setzen“ einer bestimmten sowieso vorhandenen Realität sein, wie bei sehr unterschiedlichen eigenen Projekten: wasser.stein.studien, Landschaft und Geschwindigkeit, Kistenschatten.