Überall die Besten nehmen!

Nur die Besten sollen also in den Schulen unterrichten. Für Forschung und Verwaltung bleiben nur mehr die Drittbesten (weil die Zweitbesten eigentlich auch noch in der Schule gebraucht werden), in Politik und (staatsnaher) Wirtschaft sitzen vorwiegend übrig gebliebene Parteigünstlinge.

Angeblich werden in Finnland nur die Besten zur Lehrerausbildung zugelassen. Tatsache ist, dass es dort mehr Bewerber/innen gibt als benötigte Lehrkräfte. Daher gibt es dort ein Aufnahmeverfahren, das nach bestimmten Kriterien selektiert. Ob da gerade „die Besten“ ausgewählt werden, wird man nie überprüfen können, weil die anderen nicht die Gelegenheit erhalten, sich zu bewähren. Dass es so viele Bewerber/innen gibt hat ihre Ursache in der hohen gesellschaftlichen Wertschätzung des Lehrberufs in Finnland.

In einem Land mit hohem Ansehen des Lehrerberufs wird auch Bildung insgesamt geschätzt. Im Intellektuellen-feindlichen Österreich (wir haben uns offenbar immer noch nicht vom Faschismus erholt) ist es nicht verwunderlich, wenn Schüler/innen mangelnde Lernmotivation zeigen und Schule als Wartezeit sehen, die es zu überbrücken gilt.

Unterrichten ist zu komplex, als dass man bei einem Eignungstest (vor!) der Ausbildung die Eignung verlässlich testen kann. Wie gut man als Lehrer/in ist, sieht man meist erst beim Unterrichten. Der eigene Unterrichtsstil entwickelt sich laufend weiter, mit der eigenen Unterrichtserfahrung, mit den gesellschaftlichen Änderungen (in meiner Ausbildungszeit wurden noch keine PCs eingesetzt und Fächer, die ich jetzt unterrichte, gabs noch gar nicht) und mit den Eigenheiten der Schüler/innen.

Da stehen dann „die Besten“ vor einer Klasse unmotivierter Schüler/innen, 18jährige verhalten sich wie 15jährige, die Pubertät dauert bei einigen bereits bis 20. Da „liest“ ein 18jähriger im Unterricht in der Krone, weil sein geistiger Horizont (und sein Leseverständnis?) was anderes nicht zulässt. Dafür will man also „die Besten“ vor der Ausbildung aussortieren, andererseits auch erfolgreichen „Quereinsteigern“ (ohne pädagogische Ausbildung) den Lehrberuf öffnen. Diese „Besten“ sollen dann von meist parteipolitisch ausgewählten Direktoren eingestellt werden, die für ihr politisches Wohlverhalten damit belohnt werden, dass sie so tun dürfen, als wäre die Schule ihre eigene Firma. Na bravo.

Ich kann das Geschwätz von den „Besten“ nicht mehr hören. So viele „Beste“, wie überall eingesetzt werden sollen, haben wir nicht. Schaffen wir doch einfach jenen Lehrkräften, die da sind, bessere Rahmenbedingungen. Aber dafür bräuchte es wahrscheinlich „die Besten“ in der Politik.

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Eine Antwort

  1. Die Besten,
    gibt es genausowenig wie „die Reichen“, „die Bildungsfernen“, „die Ausländer“, etc…. Leider ist es ja zum Prinzip geworden, in Kategorien zu denken. So ist es ja auch einfacher, (Aus)Grenzen zu ziehen und mit Neid- / Schulddebatten von den wahren Problemen abzulenken.

    Die idealen Rahmenbedingungen fehlen ebenso wie der Wille zur Änderung, ist ja eh alles perfekt in unserem Ösiland.

    Einer der Gründe „die Besten“ finden zu wollen, erklärt sich IHMO aus dem allgemeinen Benchmark-Wahn, glaubt man doch alles aus dem Kaffeesud von vergleichenden Studien und Statistiken lesen zu können und läßt den Hausverstand außen vor.

    Es wäre an vielen Rädchen zu drehen, aber wie ich unsere Verantwortlichen einschätze wird sich alles nur im Kreis drehen. Selbst wenn das Wunder geschehen würde und jemand beherzt die Initiative ergreift, dauert es Jahre bis die Strukturen umgesetzt und vorallem wirkungsvoll sind.

    Aber die Hoffnung stirbt bekanntlicherweise zuletzt.

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