Die Arbeitswoche nach Ostern
Dienstag: Am letzten Ferientag erstelle ich die zweistündige Mathematik-Schularbeit für Freitag für meine Maturaklasse. Ich sichte zuerst die Schularbeitenbeispiele der letzten Jahre (damit ich nicht die gleichen Aufgaben stelle), überlege eine ausgewogene und repräsentative Themengewichtung: Normalverteilung, Binomialverteilung, Kosten- und Preistheorie. Natürlich muss ich die Beispiele auch selber rechnen (Mittwoch) und dann noch entsprechend anpassen. Ich gebe mir zum Durchrechnen üblicherweise eine Drittel der Schülerzeit. Hoffentlich sind alle SchülerInnen anwesend, sonst muss ich für eine/n noch eine Extra-Schularbeit kreieren – das würde zeitlich kanpp, weil bald Prüfungsschluss ist, außerdem ist das eine undankbare Aufgabe: soll fair sein, nicht das Gleiche und ist aus dem Blickpunkt der Vorbereitung genau die gleiche Arbeit wie eine Schularbeit für eine ganze Klasse. Und nein: dafür gibts keine Zulage!
Zum Glück gibt es noch keine sinnvollen Lehrerarbeitsplätze an den Schulen: Ich bevorzuge nämlich meine Arbeit abends zu Hause zu erledigen. Das gibt mir den Freiraum, nachmittags im Garten zu arbeiten oder auszuruhen, wenn ich nicht am Nachmittag unterrichte. Ein guter Ausgleich für Körper und Seele. Außerdem lese ich als Intellektueller gerne, auch Fachliteratur – keine Angst, das rechne ich jetzt nicht gleich zur Arbeitszeit, darüber schreibe ich ein andermal.
Donnerstag: Ich kopiere die Schularbeit und kontrolliere das Netzwerk, die Computer und den Drucker, damit es bei der Schularbeit keine technische Panne gibt. Unser Netzwerkbetreuer D. richtet mir eigene Netzwerk-Accounts für die Schularbeit ein. Am Nachmittag löse ich ein Problem bei einem Webdesign-Projekt einer SchülerInnen-Gruppe: Der Webshop von Joomla funktioniert seit der Serverumstellung nicht. Ich checke die Datenbank und finde letztlich am Server eine config-Datei, in der ein absoluter Pfad eingetragen ist. Das gehört noch zu den Projektbetreuungsarbeiten.
Freitag: Schularbeit. Keine besonderen Vorkommnisse. Bei der Schularbeit habe ich mein Mobiltelefon dabei, damit ich Netzwerkhilfe rufen kann, wenn nötig. Mein Mathematik-Kollege S. hatte kürzlich bei seinen Schularbeiten enorme technische Probleme, was die Schularbeit zeitlich in die Länge gezogen und die SchülerInnen (und auch ihn) zusätzlich nervlich belastet hat. Vor Jahren sind bei einer schriftlichen Mathematik-Matura in drei Räumen vier Drucker ausgefallen, die MaturantInnen mußten die Arbeiten improvisiert auf USB-Stick abgeben, ich mußte dann alles selbst zu Hause ausdrucken.
Am Nachmittag beginne ich mit der Korrektur der Schularbeit. Aufgrund meiner Erfahrung arbeite ich effizient: Bereits beim Kreieren einer Schularbeit wird die Korrektur mitgedacht, die Aufgaben werden so gegliedert, dass die Punktvergabe eindeutig, rasch und klar erfolgen kann, die Fehler notiere ich pro Person in einer Übersichtstabelle, damit ich sofort sehe, ob ich fair und korrekt korrigiert habe, welche Fehler gemacht wurden – da muss ich im Unterricht darauf reagieren. Um 21 Uhr bin ich mit der Korrektur fertig. Für Vorbereitung der Korrektur (Liste und Lösungen vorbereiten, Arbeiten sortieren), Korrektur, Noten eintragen, Angaben, Lösungen und Noten auf Moodle stellen inklusive E-Mail an die SchülerInnen war ich (nur) fünf Stunden beschäftigt. Die Arbeiten wurden erfreulich gut geschrieben, zwei herbe Enttäuschungen von SchülerInnen, die ich eigentlich gefördert habe (”kann eh nix mehr passieren”) sagen eher Peinliches über deren Reife aus. Aber so ist das im Lehrerleben, man weiß nie genau, ob jemand wohlwollende Unterstützung oder eher einen Tritt in den Arsch braucht. Mit allen anderen bin ich zufrieden, einige “Sorgenkinder” haben sich verdammt gut “geschlagen”.
Das Wochenende bleibt frei von schulischer Arbeit. Darauf achte ich seit den Lehrerbeschimpfungen besonders.