Civil wars: „Partigiano Johnny“
Als im September 1943 Italien vor den Alliierten kapitulierte und die deutsche Wehrmacht das Land besetzte, begann nicht nur ein zweijähriger Guerilla-Krieg gegen die deutschen Truppen, sondern auch ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen AntifaschistInnen und AnhängerInnen Mussolinis. Die Resistenza wurde als nationaler Befreiungskampf nach 1945 zum zentralen Element des italienischen Selbstverständnisses, der Aspekt des Bürgerkrieges ist bis heute ein Tabu.
Der sehr dokumentarische Film zeigt den Protagonisten, der als Intellektueller zu den Partisanen geht, um gegen die Faschisten zu kämpfen. Er möchte zumindest nicht untätig, passiv und ohnmächtig sein. Die Partisanen kommen im Film nicht unbedingt sehr gut weg: Willkür, Unprofessionalität, sinnloses Sterben und teilweise Anfeindung durch die Bevölkerung, die in solchen Konflikten immer draufzahlt: Zwei extremistische Minderheiten bekämpfen einander, aufgerieben – weil jeweils der Kollaboration mit den anderen bezichtigt – wird die Zivilbevölkerung. Im anschließenden Gespräch steht die Rezeption der Resistenza in der italienischen Filmgeschichte im Vordergrund und wir erfahren über die verschiedenen Gruppen der Resistenza, die einander mit Misstrauen gegenüber standen.
Ein zum Nachdenken anregender Abend. Die Thematik ist nicht ganz neu für mich: Unser Sohn Nikolai absolviert derzeit seinen Gedenk-Dienst als Wehr-Ersatzdienst an der Friedensschule in Marzabotto (Scuola di pace di Monte Sole) südlich von Bologna. Die Historikerin Marzia Gigli am Podium ist eine der Mitarbeiterinnen an dieser Friedensschule. Im Hügelgebiet um Marzabotto wurden zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944 etwa 770 Zivilisten (großteils Frauen und Kinder) von SS-Soldaten und italienischen Faschisten kaltblütig ermordet. Hintergrund war der Kampf gegen die Partisanen, die das Gebiet wohlweislich vorher verlassen hatten. Die Kinder standen bei den Gruppenerschießungen ganz vorne, damit sie nicht unter den Leichen der Mütter überleben können. Die Einschusslöcher auf einem Friedhof (Schauplatz eines dieser Massaker) in Kniehöhe zeigen die grausame Absicht der faschistischen Masssenmörder, die Kinder als erste zu vernichten.