Notizen zum Laptop-Unterricht
An meiner Schule (HAK) gibt es seit etlichen Jahren sogenannte Laptop-Klassen. Schüler/innen wählen gegen Ende der zweiten Klasse HAK im Alter von etwa 15/16 Jahren ihren Ausbildungszweig. Im Zweig Informationstechnologie (Multimedia, Webdesign und Software) entscheiden sich Schüler/innen für den Laptop. Sie erhalten von ihren Eltern einen eigenen Laptop, den sie täglich in den Unterricht mitnehmen, am Tisch haben und damit arbeiten, also hauptsächlich spielen. Die Schule stellt die Infrastruktur zur Verfügung: größere Tische, Netzwerkverkabelung und Stromanschlüsse, Router und WLAN.
Der Unterricht sollte dadurch moderner gestaltet und computergestützt ablaufen. In der Praxis sehe ich eine (teils massive) Verschlechterung der Schülerleistungen. Das hat mehrere Gründe.
Wir Lehrer/innen haben es verabsäumt, uns systematisch und gemeinsam didaktisch mit dem Computereinsatz zu beschäftigen und die Situation zu reflektieren. Ich habe das von Beginn an eingefordert, wurde aber von der Leitung nicht unterstützt.
Die Motivation von Schüler/innen für diesen Zweig ist zwiespältig. Die Fachrichtung ist inhaltlich (und personell) interessant, kommt Interessen von Jugendlichen entgegen und wird auch von der Wirtschaft mit guten Weiterbildungs- und Jobaussichten empfohlen. Dazu kommt das Argument, von den Eltern einen eigenen Laptop zu erhalten. Eine weitere Schülermotivation ist es, miteinander vernetzt zu sein und jede Menge Spiele zu spielen bzw. im Laptop eine Art institutionalisierter Ablenkung vom Unterrichtsgeschehen zu sehen.
Der Laptop ist nicht, wie manchmal gut gemeint, ein erweiterter Taschenrechner bzw. ein anderes technisches Hilfsmittel. Er ist vor allem ein Hypnose-Kasten, der die Hypnosefunktion des Fernsehgeräts weitaus überragt. Der (permanente) Einsatz von Laptops benötigt daher vor allem willensstarke und ausgeglichene Persönlichkeiten.
Interessanterweise bevölkern die Laptop-Klassen stärker Burschen als Mädchen, überwiegend leistungsschwache Schüler/innen bzw. solche mit einem geringen Grad an Eigenmotivation. In dieser Konstellation ist es äußerst schwierig und mühsam, als Lehrkraft für entsprechende Konzentration zu sorgen.
Diese Problematik ist nicht schulspezifisch, auch an anderen ähnlichen Schulen gibt es vergleichbare Probleme. Lösungsansätze sind etwa Laptop-freie Tage (oft hinderlich für einzelne Unterrichtsstunden, in denen der Laptop konstruktiv genutzt wird) oder Reglements für einzelne besonders schwierige Schüler. Angedacht sind Aufnahmegespräche mit gemeinsamer Bewertung der Reife von Schüler/innen bzw. ein Ranking von begrenzten Plätzen nach Notendurchschnitt. Eine andere Möglichkeit wäre, den Einsatz des Laptops um ein Schuljahr zu verschieben und von der (dann erwiesenen) Leistungsbereitschaft der Schüler/innen abhängig zu machen.
An unserer Schule haben wir jetzt einen Arbeitskreis mit drei Lehrern und drei Schüler/innen eingerichtet, die das Problem und mögliche Lösungen/Maßnahmen miteinander diskutieren. Eine österreichische Lösung?
Hm… Es war tatsächlich sehr schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Andererseits war der Laptop für den Zusammenhalt innerhalb der Klasse sehr hilfreich. Nur bringt uns das natürlich nicht, wenn die Noten nicht stimmen.
Man sollte aber auch anmerken, dass bei uns trotzdem nicht viele Leute durchgefallen sind, verglichen mit unseren Parallelklassen.
Den Laptop erst in der vierten Klasse anzuschaffen und von den Noten in den Computerfächern abhängig zu machen wäre aber eine interessante Idee. Bei den Leuten, die da gut waren, haben die Vorteile nämlich die Nachteile eindeutig überwogen.
Ein Mittelweg, wo man verhindert, dass allgemein schlechte Schüler/innen in die Notebook-Klasse kommen, wäre vermutlich die beste Lösung (nur die 20 Leute, die in den Computerfächern am besten sind und keine Vierer haben, dürfen in die Klasse).
Andererseits geht damit ein Jahr der Laptopklasse verloren und es müsste eine Aufteilung geben, was normalerweise niemand will. Insofern wärs besser, zB das sinnlose Wirtschaftsinformatik zu streichen und stattdessen einen „Grundkurs“ der späteren IT-Spezialisierungs-Fächer anzubieten, auf dessen Basis dann die Einteilung vorgenommen wird.