Begegnung mit Jeff Wall´s Overpass

Seit einigen Monaten bin ich mit der Lektüre von Michael Fried, Why Photography matters as never before, Yale University Press, 2008, 400 Seiten, beschäftigt. In diesem anspruchsvollem Werk beschreibt der Autor einige Aspekte der Entwicklung der zeitgenössischen Fotografie der letzten 20 Jahre und diskutiert ausführlich unter anderem Jeff Wall (Vancouver) und Thomas Struth (Düsseldorf). Merkmale dieser aktuellen fotografischen Projekte sind die großformatigen Bilder, die für BetrachterInnen der Malerei gleichwertig sein sollen, weiters die Inszenierung von Personen in Analogie zur Malerei und die Spannung zwischen der Malerei und den davor stehenden BetrachterInnen, die das Thema in manchen Projekten sind (beispielsweise Thomas Struth, Museum Photographs).

Bei meinem kürzlichen Besuch im MUMOK in Wien konnte ich das erste Mal eines der besprochenen Werke von Jeff Wall im Original sehen: Jeff Wall, Untitled (Overpass), 2001. Transparency in Lightbox, 214 x 273.5cm. Faszinierend.

Besonders reizvoll war es für mich, (wenigstens annähernd) im Stil von Thomas Struth eine Betrachterin vor diesem Bild mit diesem Bild zu fotografieren. Das Charakteristische von Jeff Wall’s Overpass ist nach Michael Fried, dass sich die Personen – obwohl detailliert inszeniert – antitheatralisch vom Betrachter wegbewegen – in Analogie zu Werken der Malerei des frühen 19. Jahrhunderts (Théodore Géricault, Entrance of the Adelphi Wharf, 1821). In meinem Foto greift die Betrachterin (unbewusst) diese Wegbewegung vom Fotografen auf und tritt damit quasi in die Motivik des Bildes ein.

Jeff Walls Overpass mit Betrachterin in Bewegung, Mumok Wien, Jänner 2010

Jeff Wall, Overpass, mit Betrachterin in Bewegung, Mumok Wien, Jänner 2010

I am thinking, for example, of …  Wall´s first lightbox transparencies, and Jean-Marc Bustamante´s issues concerning the relationship between the photograph and the viewer standing before it became crucial for photography as they had never previously been. (Michael Fried, 2)

… and second, an expectation or, put more strongly, an intention that the photographs in question would be framed and hung on a wall, to be looked at like paintings … rather than merely examined up close – perhaps even held in the hand – by one viewer at a time … (Michael Fried, 14)

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