Back to the roots: Lehrplanreform im Geheimen

Inoffziell ist unter Lehrkräften der Handelsakademien bekannt, dass an einer Lehrplanreform gearbeitet wird. Selbstverständlich hinter verschlossenen Türen. Obrigkeitsstaatlich. Sonst könnten ja engagierte erfahrene erfolgreiche Lehrkräfte ihren Senf dazu geben. Und wer will das schon?

Die Hauptrichtung dieser “Reform” soll sein, den “Wildwuchs” der verschiedenen Ausbildungszweige, für die sich Schulen und SchülerInnen entscheiden können, wieder einzudämmen. Passt ja nicht so gut zur geplanten Zentralmatura. An meiner Schule werden Ausbildungsrichtungen mit Multimedia und Webdesign, mit und ohne Softwareentwicklung angeboten, auch Marketing und Entrepreneurship. 60-90% der SchülerInnen entscheiden sich für einen Zweig mit Multimedia/Webdesign.

Back to the roots heißt dann Wirtschaftsausbildung ohne IT. Eine Wirtschaftsausbildung der 60er oder 70er Jahre für eine Wirtschaft im 21. Jahrhundert! Das darf ja nicht wahr sein. Abgesehen davon, dass heute zumindest Grundkenntnisse in den IT-Bereich Multimedia, Webdesign und Softwareentwicklung in der Wirtschaft notwendig sind und unsere AbsolventInnen in diesen Bereich auch eingesetzt werden, erfüllen diese Fächer auch eine andere wichtige Funktion: SchülerInnen lernen diese Bereiche soweit kennen, dass sie besser entscheiden können, ob sie in diesen Bereichen ein Studium oder eine weitere Ausbildung absolvieren wollen. Etwa ein Viertel bis ein Drittel meiner AbsolventInnen arbeiten oder studieren in einem dieser Bereiche. Damit sollte eigentlich klar sein: Auch diese IT-Fächer sind ein Teil der Wirtschaft und gehören in die Ausbildung an einer Wirtschaftsschule entsprechend integriert. Ist das so schwer zu verstehen?

Back to roots: Ob die Wirtschaft MaturantInnen braucht, die vorwiegend für die Wirtschaftsstruktur früherer Jahrzehnte ausgebildet werden?

Wie die Lehrplanreform-Gremien besetzt sind und welche Qualifikationen die Personen haben, kann natürlich nicht nachvollzogen werden, da es keine transparenten Vorgänge gibt. Da sind doch sicher auch ein paar LehrerInnen dabei, die glauben, über den IT-Bereich zu wissen ohne es zu tun oder die persönlich im IT-Bereich gescheitert sind, oder solche, die sich nach einem Unterrichtsstil der 60er Jahre zurücksehen? Warum sonst “Back to the roots”? An der Qualifikation der Mitglieder der Lehrplanreform-Gremien darf gezweifelt werden.

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