Last shelter – Filmgespräch
Neulich bei der Filmvorführung von Last Shelter. Regisseur Gerald Igor Hauzenberger begleitete ab 2012 jene Asylwerber aus Pakistan und Afghanistan, die im Dezember 2012 die Votivkirche in Wien besetzten.
Im Film kommt zum Ausdruck, dass die (teilweise bereits in ihrer früheren Heimat politisch aktiven) Flüchtlinge sich selber ermächtigten um die Anwendung der Prinzipien der Menschenrechte zu fordern. Die Flüchtlinge stehen zwischen der Regierung, der Kirche, der Caritas, der Polizei und politischen Gruppierungen, die jeweils ihre eigenen Interessen vertreten. Freiwillige aus der Zivilgesellschaft unterstützen die Flüchtlinge als Zeugen.
Regisseur Gerald Igor Hauzenberger wurde als einer dieser Unterstützer zum Schlafen bei den Flüchtlingen eingeladen, damit die Polizei nicht ohne Öffentlichkeit die Kirche gewaltsam räumen kann. Die Präsenz der Filmkameras war vorerst als Schutz für die Flüchtlinge gedacht, nahe liegend war, aus dem Material einen Film zu machen.
Im anschließenden Filmgespräch mit dem Regisseur ging es um die Rollen der einzelnen Akteure: Flüchtlinge, Kardinal, Caritas, Polizei, Innenministerium, politische Gruppen. Aus den Darstellungen des Films ergibt sich auch Kritik an der betreuenden Organisation, in diesem Fall ist es die Caritas: Die Betreuung von Flüchtlingen soll nicht bevormundend sein, soll die Flüchtlinge nicht in eine passive Rolle drängen. Flüchtlinge sollen ermächtigt werden, ihr Leben auch in der Zeit des Asylwerbens selbst zu organisieren. Auch Flüchtlinge sollen für die Betreuung von Flüchtlingen angestellt werden. Die Arbeit der betreuenden Organisationen ist mit der Zunahme der Flüchtlinge anspruchvoller geworden, weil dem Thema Flüchtlinge mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, weil es Freiwillige aus der Zivilgesellschaft gibt, die diese Arbeit wahrnehmen, weil Betreuung von Flüchtlingen eine Arbeit mit viel mehr Öffentlichkeit geworden ist. Dafür brauchen die betreuenden Organisationen Einsicht und bestes Personal.
Mit dabei bei Film und Filmgespräch waren auch ein paar Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak. Sie konnten aus ihrer Situation erzählen und sehr rasch ging es um die Auseinandersetzung zwischen sunnitischem und shiitischem Islam. „Wir müssen unsere Konflikte in unserer alten Heimat lassen“. Vergeben lernen ohne zu vergessen. Die Flüchtlinge darin zu unterstützen ist wohl die bessere Wertediskussion.