Universitäten: aufwachen!
Mit Verwunderung stelle ich fest, dass sich an Universitäten in den letzten 30 Jahren didaktisch kaum etwas geändert hat. So scheint es jedenfalls, wenn ich meinem Sohn bei der Prüfungsvorbereitung für seine Mathematik-Vorlesung (Studium Wirtschaftsinformatik) helfe. Von anderen Student/innen an unterschiedlichen Universitäten/Instituten wird das gleiche erzählt, daher verallgemeinere ich. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Meine Diagnose: Es wird am Thema vorbei vorgelesen (nicht: “gelehrt“). Die einzelnen Kapitel werden oft ohne Bezug zum eigentlichen Studienfach referiert. Die für das jeweilige Studienfach relevanten Aspekte der Mathematik werden zu wenig hervorgehoben und zu wenig mit dem Fach verknüpft. Definiton, Satz, Beweis, dann und wann ein Beispiel. Auf diese phantasielose Weise wird die Mathematik-Vorlesung in vielen Studienfächern eher zum Auslesefach, um StudentInnenzahlen zu senken. Und das ist möglicherweise der Hauptzweck der Mathematik in vielen Fächern.
Schade. Und unverantwortlich in mehrerer Hinsicht:
- Als Auslesekriterium ist es wahrscheinlich das falsche Kriterium, ob sich jemand dieses unsinnige Lernen antut bzw. durchsteht.
- Den Studierenden wird eine Hürde auf- statt abgebaut, das Relevante an den mathematischen Aspekten zu durchschauen und in ihre Gebiete einzubinden.
- Der Wissenschaft und der Praxis gehen genau jene Lösungen von jenen Menschen verloren, die mathematische Ansätze für ihre Fachgebiete aufgrund schlechter Didaktik nicht nutzen werden.
Daran wird sich allerdings so schnell nichts ändern.