A. Gormley in Bregenz
Das Kunsthaus Bregenz stellt auf vier Etagen Werke von Antony Gormley aus. Diese Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen. Antony Gormley, Jahrgang 1950, lebt und arbeitet in London und thematisiert in seinen Arbeiten den menschlichen Körper als Ort der Erinnerung und hinterfragt Fragilität, Natur und Wahrnehmung.
Zwölf verschiedene Positionen – unter anderem kauernd, hockend, sitzend, kniend oder in Trauer gebeugt – bilden in aufsteigender Abfolge vom bodennahen Kauern bis zum aufrechten Stehen mit nach oben gerichtetem Kopf eine Art durcheinandergebrachte Syntax des menschlichen Körpers. Einige der Figuren sind gehängt, die meisten haben Bodenberührung, doch alle befinden sich in Ruhelage und evozieren je nach Ausrichtung unterschiedlichste Lesarten: Nach hinten umgekippt verkörpert zum Beispiel die kniende Figur ein hysterisches Aufbäumen, während die trauernde Figur mit dem gebeugten Haupt sich in einen Akrobaten verwandelt, sobald sie auf den Kopf gestellt ist.
(aus dem Ausstellungskatalog über Critical Mass II, 1995)
Critical Mass II verführt natürlich auch dazu, diese Syntax des menschlichen Körpers nachzuempfinden, was zahlreiche Fotos von BesucherInnen zeigen. Das kann durchaus auch in ernster Haltung geschehen.
Fotogalerie:
1. Zeile: Fruit, Body, 1991– 1993, Gusseisen, Luft
2. Zeile: Clearing IV, 2005, 6 km 16-swg-Aluminiumrohr
3. und 4. Zeile: Critical Mass II, 1995
Bei Ausstellungsbesuchen moderner Kunst konnte ich immer wieder erfahren, dass das Aufsichtspersonal nicht richtig instruiert wurde oder die Projekte deutlich missversteht: Clearing IV ist selbstverständlich dazu gedacht, vom Publikum begangen zu werden. Anders sind die unterschiedlichen Raumwirkungen und Raumerfahrungen nicht zu erzielen. In Bregenz wurden wir gemaßregelt und gebeten, uns am Rand der Installation vorbei zu drücken, man könnte ja stolpern und sich verletzen. Moderne Kunst braucht manchmal eine bessere Museumspädagogik. Der Anfang könnte beim Aufsichtspersonal gemacht werden.