Ich war Wahlzeuge

Bundespräsidentschaftswahl 2010. Die Vorbereitungen seitens der Wahlkommission sind diesmal einfach: Plakatständer im Umkreis von 50m brauchen wir nicht zu entfernen, es gibt nämlich keine. Ich lege jedem blauen Kuvert einen gefalteten Stimmzettel bei. Vor dem Verschließen der Wahlurne wird sie von uns kontrolliert. Nebenbei diskutieren wir über die zu erwartende Wahlbeteiligung, wobei klar ist, dass es in der Wahlkommission, die aus Vertreter/innen (fast) aller Parteien besteht, unterschiedliche Meinungen zu den Kandidat/innen und zum Thema nicht bzw. ungültig wählen gibt.

Thema im Smalltalk der Kommission ist auch die Entsendung von ausländischen Wahlbeobachtern. Das Bewusstsein, dass die Intransparenz der Wahlfinanzierung auch ein demokratiepolitisches Problem ist, ist gering. Die Wahlbeobachter würde man lieber nach Russland oder Afghanistan schicken.

Nach der ersten Stunde erste Überlegungen: Die Wahlbeteilung wird deutlich geringer sein als üblich. Gut, Freistadt ist eine schwarze Gemeinde, da kann es schon sein, dass mehr (ÖVP-)Wähler/innen nicht zur Wahl gehen.

Um 15:30 beginnen wir mit der Auszählung. Die Wahlurne wird geöffnet, wir zählen die geschlossenen Kuverts und vergleichen mit den abgegebenen Stimmen. Dann werden die Stimmen sortiert. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, die Prozentsätze zu berechnen.

In meinem Wahlsprengel gab es 618 Wahlberechtigte und zusätzlich 30 Wahlkarten. 380 abgegebene Stimmen bedeuten 380/618, also 61,5% Wahlbeteiligung. Wahlberechtigte aus meinem Wahlsprengel mit Wahlkarte werden nicht angegeben und können nicht mitgezählt werden.

Von den 380 abgegebenen Stimmen waren 29 Stimmen,  29/380 = 7,6% ungültig, davon waren 17 Stimmzettel leer, 12 in anderer Weise ungültig.

Von den gültig abgegebenen Stimmen fallen 300 auf Heinz Fischer, das sind 300/351 = 85,5%. Rudolf Gehring kommt auf 20 Stimmen, also 20/351 = 5,7%. Barbara Rosenkranz erhielt 31/351 = 8,8%. Das gesamtösterreichische Wahlergebnis sieht dann etwas anderes aus.

Fazit: Mein Wahlsprengel hat eine höhere Wahlbeteiligung und deutlich weniger Rechtswähler/innen. Obwohl Freistadt eine schwarze Gemeinde ist, hat Heinz Fischer ein höheres Ergebnis.

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