Reflexion eines Wahlergebnisses (2)

Zum ersten Teil meiner Analysen

Im Nachhinein kann man Fehler in der Wahlwerbung leichter finden, am besten sieht man übrigens die Fehler der anderen. Ich werde versuchen, einige Fehler meiner politischen Gruppe zu beschreiben.

Wahlkampffehler

Wir haben – wie andere auch – unsere Arbeit als gut und konstruktiv empfunden und uns daher siegessicher gefühlt. Meinungen in der Bevölkerung haben uns ein Plus zugestanden. Das hat unsere Kampfeskraft gelähmt. Rudi Anschober von den Grünen in OÖ. hat das besser gemacht: Es wird arschknapp, bitte kämpft bis zuletzt.

Wir haben den Wahlkampf zu spät vorbereitet. Bereits vor 18 Monaten habe ich ein erstes Strategietreffen einberufen, dann ist über ein Jahr nichts passiert. Das hat damit zu tun, dass bis vor wenigen Monaten noch nicht klar war, ob die Gruppe mit neuen Personen wieder kandidieren kann. Die alte Gruppe ist nämlich hauptsächlich an inneren Problemen und menschlichen Schwächen zerbröselt. Leider sind dann die Zusagen zur Kandidatur erst spät gekommen.

Die Hauptarbeit an der neuen Gruppe ist in die Urlaubszeit gefallen. Zwei gemeinsame Treffen haben wir geschafft, aber das war nicht genug, inhaltliche Ziele detailliert und klar genug zu formulieren.

Fehler in der politischen Arbeit

Aufgrund menschlicher Probleme innerhalb der Gruppe sowie Arbeitsüberlastung gab es in den letzten drei Jahren so gut wie keine Öffentlichkeitsarbeit. Eventuellen Schwierigkeiten im Umgang untereinander werden wir diesmal bewusster und mit mehr Erfahrung begegnen. Und wir werden daran arbeiten müssen, unsere Kräfte und Energien nachhaltiger einzusetzen. Das Kommunizieren unserer Projekte gehört eben auch zur politischen Arbeit.

Da wir einen Stadtrat hatten, der mit jeder der beiden großen Fraktionen eine Mehrheit bilden konnte, hat unsere politische Argumentation hauptsächlich in den politischen Gremien statt gefunden und nicht in der Öffentlichkeit (Aktionismus, Presse, Zeitung). Dieser Fehler bleibt uns für die nahe Zukunft wegen des Verlust unseres Stadtrats erspart, wir werden wieder verstärkt die öffentliche Karte spielen (müssen).

Die mangelnde Kommunikation mit der Öffentlichkeit hatte weiters zur Folge, dass unsere Arbeit zumindest von einem unserer politischen Gegner (pardon: Mitbewerber), einseitig und falsch dargestellt werden konnte. Dagegen haben wir uns zuwenig gewehrt.

Unsere Öffentlichkeitsarbeit war nicht nur zu spärlich, sie hat sich auch zu wenig weiter entwickelt. Printmedien von Parteien müssen heute anders und professioneller aussehen als vor 10 Jahren damit sie wahrgenommen und entsprechend beachtet werden. Das betrifft sowohl das Erscheinungsbild (randvolle Seiten liest niemand mehr) als auch Inhalt und Sprache. Wir müssen lernen, uns kürzer, klarer und persönlicher auszudrücken und unsere Standpunkte auf den Punkt zu bringen.

Im diesem Bereich der Kommunikation sehe ich meinen Schwerpunkt für die nächsten sechs Jahre. Außerdem werden wir das Internet intensiv zur Informationsverbreitung verwenden.

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6 Antworten

  1. Hallo Johann,

    vielleicht liegt es daran, dass ich kein Freistädter bin, allerdings kannte ich GUT bisher nur spärlich von einem Plakat, das ich in Freistadt gesehen habe.

    Schade, dass ich erst jetzt dahinter komme, welche Köpfe mitwirken.

    Ich will meinen, dass ich nicht der einzige bin, dem es so ergangen ist – auch unter Freistädtern. So gesehen stimme ich deiner Analyse, dass es an der Öffentlichkeitsarbeit gefehlt hat, eindeutig zu.

    Ein Punkt, der mir fehlt, ist der personenbezogene Wahlkampf. Wenn GUT etwas gefehlt hat, dann eine Persönlichkeit, mit deren Kompetenz und Ausstrahlung geworben wurde. Ich muss hier an Mag. Widmann denken, der extrem auf diese Option gesetzt – und sich damit sichtbar gemacht – hat.

    Meiner Meinung nach ist heutzutage in einem Wahlkampf ohne Personenbezug kein Blumentopf mehr zu gewinnen – die Wahlkampfplakate etablierter Parteien sprechen eine ganz eigene Sprache.

    Ich wünsche euch in der GUT trotz Verlust des Stadtrates (die knappe Entscheidung ist bitter!) eine konstruktive weitere Legislaturperiode von sechs Jahren. Wenn euer Name bis dahin in aller Munde sein sollte, dürft ihr 2015 davon ausgehen, dass ihr euch wieder verstärkt 🙂

    Liebe Grüße
    Simon

  2. johann moser sagt:

    Hallo Simon!

    Dass du GUT nicht gekannt hast, wundert mich nicht, wir treten nur lokal in Freistadt auf. Sicher haben wir zuwenig geworben, die Freistädter kennen uns aber schon.

    Zur Personenbezogenheit kann ich nur sagen, dass es beim Widmann auch nicht geklappt hat. Der hat so getan, als ob er in eine Bürgermeister-Stichwahl kommen könnte, davon ist er mit seinen paar Prozent sehr weit davon entfernt. Und seine Partei BZÖ liegt deutlich hinter uns, hat aber zwei Stimmen zuviel. Diese beiden Sitmmen haben ihm nämlich das zweite Mandat gebracht, das wir als unser viertes verloren haben.

    Ja, so ist das mit der Politik. Leider weiß man erst im Nachhinein, was gewirkt bzw. gefehlt hat.

  3. Wurzinger Harald sagt:

    Hallo Johann!

    Jetzt muss ich einmal kurz nachfragen:
    Laut meiner Aufzeichnung haette das naechste Mandat wieder die Oevp(2470:21=117.62) und nicht die GUT bekommen (455:4=113.75).
    Hab ich hier einen Denkfehler?

    eine Sache noch zum Nachdenken: GUT hat 455 Stimmen bekommen, die Gruenen in Oberoesterreich aber 555 Stimmen. Es sind die selben WaehlerInnen, wo sind die 100 potentiellen Stimmen?

    Alles Gute fuer die Zukunft und schoene Gruesse,
    Harald

  4. Hallo Johann,

    schön für die Konzeption der Wahlwerbung, dass die Richtung, in die sich Politik entwickelt, zumindest die letzten Jahre etwas kalkulierbar geworden ist. Weniger schön als Zeichen für die Berechenbarkeit des Wählerverhaltens…

    Dass es bei Widmann nicht geklappt hat, war abzusehen, zu sehr handelt es sich meiner Meinung nach immer noch um eine Frage der Parteizugehörigkeit – da wird zwar mit Personen geworben, gewählt aber oft ‚traditionell‘ schwarz, rot oder sonstwie. Da die GUT in so ein gewachsenes Gefüge noch nicht hinein passt, fällt es eurem Bündnis sicher schwer, die universale Akzeptanz zu genießen, die bspw. eine Volkspartei hat. Die Crux hat allerdings auch das BZÖ zu tragen 😉

    Ich dachte mir bereits, dass es an dieser ’neuen‘ Partei liegen wird, dass ihr die Stimmen verloren habt. Zwar wird es wenig komplexe Wählerstromanalysen für den Raum Freistadt geben, jedoch ist eine neue Partei auf dem Wahlzettel immer eine potentielle Gefahr für die eigenen Stimmen, wenn man selbst viele schwankende Wähler hat (die einen als Alternative und Proteststimme wählen).

    Die Arbeit der nächsten sechs Jahre wird es zeigen, wer sich zu etablieren weiß und wer nicht, wer positiv auffällt und wer nicht. Euch traue ich das Beste zu 🙂

    Liebe Grüße
    Simon

    P.S.: Eine Partei vom Format der GUT würde mir in meinem Heimatort als Wählalternative auch sehr gut gefallen. Allerdings ist Kefermarkt für solche Aktionen politisch zu sehr ‚Totenland‘ (und nicht nur da, das ist allerdings eine andere Geschichte…)

  5. johann moser sagt:

    Hast in beiden Fragen recht: das nächste Mandat hätten wir wegen weniger Stimmen fürs BZÖ nicht gehabt, uns fehlten 30 Stimmen aufs nächste Mandat (121 glaub ich waren 1 Mandat).

    Wo sind die 100 Stimmen zwischen Grün und GUT? Das haben wir uns auch schon gefragt: die sind bei der ÖVP, das sind die, die am Land als ÖVPler Angst vor schwarz-blau hatten und eine Anschober-Stimme vergeben haben. Und solche, denen die Freistädter ÖVP besser gefallen hat. Zur SPÖ sind sie offenbar nicht gegangen. Wir haben (leider) nicht den „es wird arschknapp-Wahlkampf von Anschob geführt.

  6. david w. sagt:

    danke für diese erklärungen und informationen!

    auch wenn die gut-schrift sicher nicht perfekt ist, man einiges kürzer und einfacher kommunizieren hätte könnten und die mitglieder nicht optimal vorgestellt wurden: die zwei kurzen ausgaben vor der wahl haben mir persönlich sehr gut gefallen!

    die themen waren durchwegs interessant und auch gut dargestellt. alle anderen parteischriften in freistadt besitzen genau null politischen informationsgehalt und dienen ausschließlich zur selbstdarstellung der eigenen personen (sprich: irre viele bilder) oder zur beschimpfung der anderen partei (noch peinlicher – noch schlimmer)!

    und: die fpö freistadt hat (meines wissens nach) abgesehen von einem ausgeschickten a3-blatt, einem eintägigen stand am hauptplatz und einer kleinen freibierveranstaltung gar keine wahlwerbung betrieben. ich glaube das sagt schon alles …

    was ich damit sagen will: eine nicht perfekte gut-schrift ist sicher besser als gar keine gut-schrift! ich hoffe ich (und bestimmt auch andere) darf mich auf eine weitere informative ausgabe freuen!

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