Zentralmatura und Lernen als komplexes personales Geschehen

Die aktuelle bildungspolitische “Debatte” in Österreich – genauer: die Entwürfe unserer Bildungsministerin Claudia Schmied – lassen auf eine intellektuell etwas bescheidene und eindimensionale Analyse schließen: Die Lehrer/innen sind schuld. Daher werden zwei Maßnahmen gesetzt: Aufnahmeverfahren für angehende Lehrkräfte und die Zentralmatura. Auch wenn ich für Bildungsstandards grundsätzlich Verständnis habe, so befürchte ich, dass eine Zentralmatura zu einer Nivellierung nach unten – das kann wohl nur der kleinste gemeinsame Nenner der österreichischen höheren Schulen sein, je nach Schultyp meinetwegen – führen wird.

In einem gerade veröffentlichten Kommentar zur Zentralmatura im Standard schreibt Franz Asanger, Direktor des Gymnasiums Petrinum in Linz, unter anderem:

Lernen ist ein komplexes personales Geschehen, das sich nicht auf Input und Output reduzieren lässt, Schüler sind keine Lernmaschinen. Die richtigen Rädchen zu kennen, an denen man angeblich drehen muss, macht noch keinen guten Lehrer aus. Das Faszinierendste am Unterrichten ist doch die Begegnung von Mensch zu Mensch, der Kontakt mit dem einzelnen Schüler und der einzelnen Schülerin. … Unterrichten bedeutet, Beziehungsarbeit zu leisten. Die schlechtesten Lehrer sind nicht die mit fachlichen Lücken, sondern die, die nicht beziehungsfähig sind.

Endlich einmal ein vernünftiger Beitrag, hoffentlich wird er im Ministerium gelesen und diskutiert. Wie werden die Aufnahmeverfahren für Lehrer/innen und die Zentralmatura diesen zentralen Aspekt der Bildung berücksichtigen?

Übrigens: Franz Asanger und ich sind Studienkollegen, wir haben im gleichen Jahrgang in Salzburg studiert.

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