Was haben Server, Kängurus und Eltern gemeinsam?

Über die Serverumstellung habe ich bereits berichtet. Alle paar Jahre wird der gemietete Rechner eines Providers, auf dem die Internetprojekte liegen, ausgetauscht. Höhere Geschwindigkeit, schnellere Processoren, größere Festplatten und neue Software bedingen so einen Wechsel. Wenn dann das Betriebssystem des Servers brandneu ist, der Mailserver, PHP und ASP laufen soll und die Datenbank MySQL upgedatet wird, kommt es zu unvermeidlichen Problemen. Es genügt nicht, die Daten einfach rüberzukopieren, alte Scripts müssen angepasst werden.

In meinem Fall – was die Schule betrifft – musste ich auch die Ordnerstruktur verändern. Jede Schulklasse hat jetzt eine eigene Subdomäne, das macht die SchülerInnen-Projekte leichter erreichbar. Alle Projektdateien inklusive Datenbanken konnte ich übertragen. Das waren 2,5 Gigabyte Daten. Die Arbeit war übrigens auch interessant: Ich habe noch einiges zur Serververwaltung dazugelernt, was ich teilweise den interessierten SchülerInnen weitergeben kann und ich habe gleichzeitig mit einer Tastatur und einem Bildschirm auf vier (!) Computern gearbeitet: meinem eigenen, dem alten Server und den beiden neuen Servern. Da muss man ganz schön aufpassen, dass man nicht plötzlich am falschen Rechner arbeitet.

Für die Umstellung des Schulbereichs habe ich etwa 15 Stunden gearbeitet. Am Donnerstag habe ich diese Arbeit (vorläufig) abgeschlossen. Das war jetzt eine Woche Arbeit nachmittags und mit Unterbrechungen täglich bis Mitternacht. Ohne diese Arbeit hätte ich die nächsten Wochen Webdesign-Unterricht schmeissen können, in allen dritten und vierten Klassen benötigen wir PHP, MySQL, Joomla und die FTP-Zugänge. Die FTP-Zugänge kann ich hoffentlich während des Elternsprechtages nebenbei einrichten. (Ich merke, dass ich bereits beginne, Arbeit umzuschichten, wie unsere Frau Ministerin sich das wünscht.)

Montag: Zwei Unterrichtsstunden an unserer Schule werden für den Känguru-Test verwendet. Das ist ein Test, der mathematische Probleme jenseits des Schulunterrichts zur Lösung vorgibt; er wird österreichweit durchgeführt. Der Test ist interessant konzipiert: Er ist so umfangreich, dass auch Hochbegabte noch von Begabten unterschieden werden können. Für falsche Antworten gibt es so viele Abzugspunkte, dass eine zufällige Antwort nicht zielführend ist.

An unserer Schule haben wir schon unterschiedliche Teilnahme-Konzepte verfolgt. Beispielsweise haben wir im Vorjahr den Test nur für interessierte freiwillige SchülerInnen durchgeführt. Mit vier Nachteilen:

  • Es melden sich nicht nur interessierte SchülerInnen, sondern auch jene, die zwei Unterrichtsstunden versäumen möchten.
  • Es melden sich interessierte und begabte SchülerInnen nicht, wenn sie eine wichtige Unterrichtsstunde nicht versäumen möchten.
  • Das klassische Gender-Problem ist aufgetreten: Burschen nehmen selbstverständlicher teil als Mädchen, weil sie sich lieber messen wollen und sich nicht schämen, wenn sie nicht so gut sind. Und Mädchen halten sich für mathematisch weniger begabt, was wirklich ein Blödsinn ist.
  • Die individuelle Durchführung ist eine Menge extra Vorbereitungsarbeit für die Mathematiklehrer und behindert die anderen Lehrkräfte, wenn sie nur einen Teil der SchülerInnen unterrichten können.

Heuer haben wir den Test für die gesamte Schule durchgeführt. Mit dem Effekt, dass auch jene SchülerInnen dabei waren, die ihre Unreife für solche intellektuellen Wettbewerbe vor den anderen in der Klasse demonstrativ zur Schau stellen wollten. Coolness ist schon was tolles. Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass wir bei PISA so schlecht abschneiden: Vielleicht sind wir einfach zu provinziell für (inter)nationale Vergleiche, zu große Dumpfbacken? Es lebe das Mittelmaß!

Ich brauche nicht extra erwähnen, dass die Vorbereitung und Auswertung für die Mathematik-LehrerInnen entsprechende zusätzliche Arbeiten sind. Meine Klassenergebnisse trage ich während des Elternsprechtages am Freitag online ein, das wird etwa 30-60 Minuten dauern. Die Ergebnisse werden zentral ausgewertet und kommentiert, nach der Bewertung veranstalten wir an der Schule eine SiegerInEhrung für die besten in den beiden Kategorien. Heuer haben wir auch davon gesprochen, im nächsten Jahr nicht mehr teilzunehmen, weil wir die Arbeit außerhalb des eigentlichen Unterrichts reduzieren müssen.

Am Montag nachmittag fotografiere ich für eine interkulturelle Frauengruppe in Freistadt. Für die Pressearbeit eines erlebnispädagogischen Spielplatzprojektes, das diese Frauengruppe organisiert hat, bereite ich die Bilder auf. Das gehört zum ehrenamtlichen Engagement für die Gesellschaft.

Dienstag: Unterricht gemischt mit Freistunden. Dass Lehrkräfte nur während der Unterrichtsstunden an der Schule sind, ist eine Legende. Einen Teil der Freistunden kann man für Vorbereitungen verwenden, ein Teil der Freistunden vergeht mit Gesprächen und sozialen Kontakten untereinander: Das ist auch Burnout-Prophylaxe.Mittwoch: Heute ist Osterkommuniontag. Das ist der Tag mit der Osterfeier. Die ReligionslehrerInnen an unserer Schule bereiten an diesem Tag ein Programm mit SchülerInnen für unsere Schule vor. Die Teilnahme ist freiwillig. Ich durfte bei der Besinnungsfeier auch einen Text lesen. Extra-Arbeit für die ReligionslehrerInnen, dafür (auch) sie eventuelle Überstunden an diesem Tag.

Am Mittwoch halte ich nachmittags meine Lehrveranstaltung an der Kunst-UNI. Mein Zusatz-Job im Rahmen von 2 Unterrichtseinheiten pro Woche; ich unterrichte allerdings geblockt. Die Arbeit mit den StudentInnen ist eine gute Abwechslung zum Schulalltag.

Donnerstag: Multivisions-Show und Vortrag zum Thema “Ökologischer Fußabdruck” in den ersten beiden Stunden. Gut gemacht, der Vortragende hat die etwa 300 SchülerInnen tatsächlich 90 Minuten durch das Thema geführt. Anschließend hatte ich noch Webdesign für die Maturaklasse; diesmal ohne Vorbereitung, weil das die zweite Gruppe mit dem gleichen Thema war. Nachmittags Arbeit an der Serverumstellung.

Freitag: Nach dem Unterricht findet die Schulbuchkonferenz statt. 15:30 bis 19:30 ist Elternsprechtag. Nachdem ich eher ältere SchülerInnen unterrichte und meine Fächer Mathematik und Webdesign keine harten Fächer sind, werden nicht viele Eltern kommen. Ein paar wollen den Lehrer kennenlernen, von dem ihr Kind zu Hause erzählt, vor dem ihr Kind (keine) Angst hat, ein paar bedanken sich am Ende der Schullaufbahn für den Unterricht. Und ein paar Eltern kommen, um Lernprobleme ihrer Kinder zu besprechen. Eine Mutter bedankt sich dafür, dass ich ihrem Sohn während der Sommerferien seine vielen Webdesign-Fragen per Email ausführlich beantwortet habe. Es tut gut, wenn die eigene Arbeit wertgeschätzt wird.

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